15./22.06. Waiting for Godot @ English Theater
„Nichts zu machen.“
Damit eröffnet Michael Gonszars Inszenierung von Samuel Becketts Warten auf Godot, die am 5. Mai Premiere im English Theatre feierte. Der aus Irland stammende und nach Frankreich ausgewanderte Autor schrieb das Theaterstück auf Französisch kurze Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es wurde jedoch erst im Jahre 1953 in Paris uraufgeführt, wohingegen das Stück bis in die 1960er in Großbritannien zensiert wurde und sich auch einige Schauspieler weigerten, die Rollen zu verkörpern.
Das existentialistische Stück, das teilweise auch dem Absurden Theater zugerechnet wird, erzählt in einer Mischung aus Drama und Komödie vom Warten auf Godot. Es zeigt, wie leer das Leben ist, wenn wir es nicht selbst mit Inhalt (Leben!) füllen. Aber ebenso: Nichts tun führt zu nichts…
Dabei zelebriert Beckett wieder einmal die Pause und das Fehlen einer Handlung im strengen Sinne. Das Warten, der Zeitvertreib und die Suche nach der Sinnhaftigkeit des Lebens werden in dieser Frankfurter Aufführung ganz fantastisch umgesetzt von Mike Marklove (Estragon) und James Morgan (Vladimir). Die von den Beiden gegebenen Protagonisten können nicht mit und nicht ohne einander, sie vertreiben sich (im Wortsinn) die Zeit, kündigen immer wieder Veränderungen an und warten doch darauf, dass sie jemand (Godot? – man beachte das Wortspiel „god-ot“) von ihrer aktuellen Leere und Gleichförmigkeit erlöst. In dieser Passivität haben sich die beiden eingerichtet: der Eine hat sich mit seinem Schicksal abgefunden, der Andere ersehnt die Ankunft des Erlösers. Sie werden nicht einmal aktiv, als Erniedrigung und Elend in Gestalt von Lucky direkt vor ihren Augen stattfinden.
Auch nach fast sechs Jahrzehnten ist Becketts Werk aktuell und ein must see in den kommenden Wochen! Wer immer noch einen Kick braucht, um aktiv zu werden, dem sei Harold Pinters Kommentar zu Samuel Beckett eine Motivation: „He ist he most courageous, remorseless writer going and the more he grinds my nose in the shit the more I am grateful to him.“
Weitere Aufführungen in englischer Sprache finden an folgenden Terminen statt: 6. bis 11., 18. und 25. Mai sowie am 1., 7., 15. und 22. Juni, Karten: 12 € (erm. 10 €).
Bild: (c) Anja Kühn