13.-18.3 70mm Retro der Berlinale @ Filmmuseum

Höhepunkt und Untergang des Zelluloidfilms

Auch wenn derzeit allerortens über Digitalprojektion im Kino gesprochen wird, hat das klassische 35mm-Format noch lange nicht ausgedient. Nichtsdestotrotz gewinnt die digitale Projektion langsam aber sicher den Qualitätswettlauf mit dem Zelluloid. Wäre da nicht, ja wäre da nicht der 70mm-Film. Eingeführt in den späten 50er Jahren als das Kino die erste Phase des großen Zuschauerschwundes einstecken musste, war es das letzte Aufbäumen des Kinos als des einen, großen Mediums für bewegte Bilder. Das große Kinosterben begann rasch, und aus Filmpalästen wurden Schuhschachtelsäle. Mit den großen Leinwänden starb auch 70mm einen langsamen, aber sicheren Tod, bevor es jemals zu einem richtigen Standard werden konnte.

Die Filme aber, die auf diesem Format gedreht wurden, haben ihre Faszination nicht verloren. Ihre Qualität ist unübertroffen, noch die kleinsten Details sind zu erkennen, und auch die Bildschärfe ist deutlich besser als bei der normalen Filmvorführung, weil das Bild nicht anamorphotisch gedehnt werden muss, wie das bei 35mm-Cinemascope-Filmen der Fall ist.

Das Filmmuseum zeigt vom 13. bis 18. März eine Auswahl aus Filmen der großen 70mm-Retrospektive von der diesjährigen Berlinale. Dabei sind viele große Leinwandepen, „gefilmtes Kino“, wie ein französischer Kritiker einmal hämisch urteilte. Deren Bildgewalt aber bleibt unbestritten, David Leans „Lawrence of Arabia“, Freitag 20.00 Uhr, ist so ein Fall. Doch es gibt auch abseitigeres. Jacques Tatis Meisterwerk „Playtime“, Di. 20.30, ist ein Musterbeispiel davon, wie man den Detailreichtum des Formats ausnutzen kann: Überall wimmelt es in den Bildern dieses unbestrittenen Klassikers der französischen Komödie. Und schließlich die Experimentalfilme. Am Freitag um 18.00 Uhr ist unter anderem Morten Skalleruds „A Year alongside the abandoned road“ zu sehen, ein einzigartiges visuelles Erlebnis: Während eines ganzen Jahres ließ der Regisseur seinen Kamerwagen Bild für Bild, Zentimeter für Zentimeter, einen norwegischen See umrunden: Die schnellen Wechsel der Tages- und Jahreszeiten erzeugen einen magischen Schwebezustand in den sanft gleitenden Zeitrafferaufnahmen.

Mehr Informationen: www.deutsches-filmmuseum.de

(mh)