Rabe, Sauerland, Schaller, Von Schmeling & das große Schweigen
Sie haben das Recht zu Schweigen? Wie die meisten waren wir am Wochenende bestürzt über die Tragödie um die Loveparade in Duisburg. Neben der Trauer um die 19 Todesopfer und die über dreihundert Verletzten, bewegt uns aber auch die Frage nach der Veranwortlichkeit. In der gestrigen 60 minütigen Pressekonferenz haben wir auf die vielen berechtigten Fragen, so gut wie keine Antworten, dafür jede Menge Ausflüchte gehört. Fehler wurden weder von Seiten der Duisburger Polizei, noch von Veranstalter Schaller oder Oberbürgermeister Sauerland eingeräumt. Die nackten Zahlen lassen bislang eine unglaublich beängstigende Fahrläßigkeit vermuten. Das Veranstaltungsgelände bot, je nach Angabe, mit Raum für 300.000 bis 500.000 Personen nur Platz für ein Viertel, maximal ein Drittel, der Teilnehmer. Der Tunnel war kurz vor Ausbruch des Unglücks der einzige Zugang und auch Abgang auf und von der Veranstaltung. Ein Zugang der nach Expertenmeinung aber von Haus aus nur einen Strom von 20.000 Menschen pro Stunde ermöglicht. Von Schmeling, von Seiten der Duisburger Poilizeidirektion, mag die geschätzte Teilnehmerzahl von 1,4 Millionen Menschen nicht bestätigen. Eine realistische Polizeieinschätzung über die Gesamtzahl an Teilnehmern bietet er nicht an. Die von ihm angegebene „einzig belegbare“ Zahl über die 105.000 über die Schiene angereisten Personen wirken angesichts der Tragödie als blanker Hohn. Veranstalter Schallers Statement, dass das Veranstaltungsgelände größer sei als das der Kundgebung in Dortmund 2008 (1,6 Millionen Teilnehmer) wirkt nicht entlastend, sondern nährt den Verdacht, dass die Sicherheitsvorkehrungen bereits in den vergangenen Jahren ungenügend waren.
Wie man auf die irrwitzige Idee kommen konnte, eine Million Menschen durch einen einzigen Tunnel zum Veranstaltungsgelände zu schleusen, bleibt das Geheimniss der Veranstalter.
Angesichts des Unglücks erscheint die Absage der Loveparade in Bochum im vergangenen Jahr in neuem Licht. Nicht nur scheinen dort die Sicherheitsbedenken realistischer eingeschätzt worden zu sein, gleichzeitig nährt es den Verdacht, dass um jeden Preis eine erneuter Ausfall und ein „Imageverlust“ für Duisburg und die Parade vermieden werden sollte, wie Dieter Gorny, künstlerischer Leiter von Ruhr 2010 eine Woche zuvor in einem Artikel der WAZ befürchtet, und an die Politik appeliert. Sicherheitsbedenken waren in den ebendort bereits einige Tage im Vorfeld der Parade geäußert worden. Die Vermutung liegt nahe, dass die sonst üblichen strengen Sicherheitsvorkehrungen für Veranstaltungen für die Duisburger Love Parade nicht die angemessene Anwendung fanden.
Augenzeugenbericht auf Don’t worry baby
Gedächtnisprotokoll auf Twitgeridoo
Motte Interview in der Rundschau
Flash Doku auf Spiegel TV